Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
nach der letzten Betriebsversammlung am 28.11.2013 möchten wir uns gerne zu Wort melden. Wir sind engagierte Kollegen aus der Passage Stuttgart. Die meisten kennen uns und haben auch schon persönlich mit uns gesprochen – wir sind ja eine überschaubare Station.
Wir sind alle vom Ende der Eigenabfertigung in STR betroffen, sowohl im gesamten operativen als auch im administrativen Bereich! Und die Frage, was aus uns dezentralen Lufthanseaten werden soll, beschäftigt jeden von uns.
Auf diese zentrale Frage haben wir keine Antwort erhalten. Die endgültige Entscheidung, wie genau die Geschäftsleitung die Ausgründung für Stuttgart plant, soll uns, wie wir alle schon seit September wissen, erst Ende des 1.Quartals 2014 mitgeteilt werden. Stattdessen haben wir erfahren, dass Herr Rusche als Stellvertreter der Geschäftsleitung Verständnis für uns hat und dass Lufthansa auch Gespräche mit Swissport führt. Dazu wird uns aber noch keine nähere Information gegeben, da die Verhandlungen angeblich noch laufen. Die Geschäftsleitung sei allerdings weiterhin offen dafür, das abgelehnte Eckpunktepapier nochmals aufzugreifen.
Frau Schwinghammer als Stationsleiterin hat uns ihren und den Dank der Geschäftsleitung für unseren Arbeitseinsatz und -qualität zugesichert, um gleichzeitig deutlich nachzuschieben, dass die Passagiere keinen Wert auf eine Abfertigung durch teure Lufthanseaten legen. Ihr Jahresrückblick endete mit der Bekanntgabe, dass wir die Germanwings für die nächsten zwei Jahre weiter abfertigen; dann aber zu marktüblichen Preisen, also nicht mehr so viel quer subventioniert wie bisher. Da das Stammpersonal aber das Arbeitsvolumen im Sommer nicht bewältigen kann, will Frau Schwinghammer zur Aufstockung des Personals zu Werkverträgen greifen. Definitiv werde es weder Neueinstellungen noch Stundenerhöhungen geben. Von wem die „Werkverträge“ dann in welcher Zeit eingewiesen werden sollen, blieb wie so vieles im Unklaren.
Schließlich haben uns auch Frau Flemig (STR) und Frau Jacobi (FRA) als aktive Betriebsräte über viele nebensächliche oder längst bekannte Aktivitäten der Betriebsräte berichtet. Der Verdichtung der Arbeitsproduktivität und der knappen Schichtstärke stünden sie kritisch gegenüber, sähen aber in der Mitbestimmung kein Instrument, um das „ob“ oder „wie“ zu beeinflussen. Mitbestimmung wurde lediglich als Möglichkeit der Vorschriftsüberprüfung ohne eigenen Gestaltungsspielraum dargestellt. Wir wurden gleichwohl zur Stärkung der amtierenden örtlichen Betriebsräte aufgefordert.
Wir sind auch der Meinung, dass wir einen starken örtlichen Betriebsrat brauchen, um die Interessen der KollegInnen zu vertreten. Gerade bei den tiefgreifenden, existenziellen Fragen, die auf die dezentralen Stationen zukommen. Ein Betriebsrat aber, der schon im Vorfeld ohne Not signalisiert, dass seine Mitbestimmung Grenzen habe und der nicht alle rechtlichen Möglichkeiten zum Schutz der Mitarbeiter voll ausschöpft, ermöglicht es dem Arbeitgeber, seine Maßnahmen ohne allzu große Gegenwehr umzusetzen.
Obwohl die Belegschaft in der Betriebsversammlung vor über einem Jahr besprochen hat, dem Arbeitgeber gegenüber keine weiteren Zugeständnisse mehr zu machen, wurden die Stellschrauben immer weiter angezogen. Und das mit Zustimmung oder zumindest mit Tolerierung des aktuellen Betriebsrates!
Unter anderem bei der Entwicklung der Arbeitszeit lässt sich dies konkret festmachen: Dass es im November 2013 zu Aufbauplänen bei sehr vielen MitarbeiterInnen gekommen ist, war absolut absehbar. Im Sommer noch als „Optimierung der Arbeitszeit“ propagiert, gegen die der Betriebsrat nichts unternehmen könne, äußert sich der Stuttgarter Betriebsrat jetzt kritisch zu diesem Thema. Für die nächste Planung werde in Betracht gezogen, sich bei Uneinigkeit an die Einigungsstelle zu wenden. Diese Ankündigung kommt zu spät. Mittlerweile sind nämlich viele KollegInnen wieder in den Schichtplan gewechselt, um sich damit selbst zu schützen. Und im nächsten Jahr steht die Ausgründung an, wo Schichtlängen sicher nur noch ein untergeordnetes Problem darstellen werden.
Obwohl schon in der letzten Betriebsversammlung im Juli 2013 öffentlich und mit Zustimmung vieler KollegInnen gefordert wurde, dass ein Teil der Veranstaltung auch ohne Vertreter der Geschäftsleitung stattfinden sollte, damit wir KollegInnen uns mit einem Anwalt vertraulich untereinander besprechen können, wurde auch dieses Mal kein Tagesordnungspunkt dafür vorgesehen. Und der Anwalt, der unsere Interessen gegenüber dem Arbeitgeber vertreten soll, hatte kaum Redezeit. Er konnte gerade noch erwähnen, dass er nicht erwarte, dass der Arbeitgeber mit der Kündigung der Move-Vereinbarung erfolgreich sein werde. Bei uns und bei vielen anderen entstand dadurch der Eindruck, dass der vom GBR bestellte Anwalt von dort eben nicht den Auftrag hat, die Kolleginnen und Kollegen umfassend zu informieren und rechtlich zu beraten und dass er auch nicht den Auftrag hat, alle rechtlichen Möglichkeiten gegen die geplanten Maßnahmen des Arbeitgebers auszuschöpfen!
Das Ende der Eigenabfertigung ist beim Arbeitgeber beschlossene Sache. Das Verschleiern oder Hinauszögern der konkreten Pläne halten wir zum einen für eine Strategie, um die Mitarbeiter zu bewegen, freiwillig zu gehen. Andererseits ist es auch ein Zeichen dafür, dass sich der Arbeitgeber der Rechtmäßigkeit und juristischen Durchsetzbarkeit seiner Maßnahmen alles andere als sicher ist. Dies wird aber so nicht vermittelt, um die Unsicherheit weiter zu schüren.
Natürlich wissen wir auch, dass wir nicht alles zu 100% verhindern werden, was der Arbeitgeber unerbittlich und in seinem Sinn konsequent umzusetzen versucht. Wir wollen keine unrealistischen Hoffnungen wecken, wir sind aber nicht bereit ohne vehemente Gegenwehr die Maßnahmen hinzunehmen, sondern wir können und werden die über lange Jahre erkämpften Arbeitnehmerrechte verteidigen. Denn wir sind überzeugt, dass wir uns an vielen Stellen anders für die Interessen aller KollegInnen einsetzen müssen und wir werden sehr viel entschlossener für unsere Rechte kämpfen.
Es geht dabei nicht darum, dass wir KollegInnen, die zum Teil schon Jahre im Betriebsrat tätig sind, etwa als Menschen nicht schätzen würden. Doch bei den anstehenden Aufgaben bedarf es eines frischen Kampfgeistes, der dem Arbeitgeber gemeinsam einen neuen, entschlosseneren Widerstand entgegen setzt. Die geplanten Maßnahmen und die Reaktionen des Betriebsrates darauf müssen sehr viel unbequemer werden. Wir müssen für unsere Arbeitsplätze solidarisch kämpfen!
Deshalb haben wir uns entschlossen, bei der Wahl im Frühjahr 2014 mit frischer Kraft für den Betriebsrat zu kandidieren.
Gemeinsam mit einer starken Organisation im Rücken – der AGiL – werden wir es schaffen, eine ähnlich starke Arbeitnehmervertretung am Boden zu etablieren, wie es unsere KollegInnen vom Fliegenden Personal schon lange und erfolgreich haben!
Es geht um unsere Arbeitsplätze: ZEIT, AGIL ZU WERDEN!
Mit kollegialen Grüßen aus STR,
Raffaelina Rossetti |
Birgit Nietz |
Anke Lauser |
Levent Ayvazlar |
Karin Läuger |